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  • Ordensschwestern in der Ukraine «Kirche in Not (ACN)» (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Ordensschwestern in der Ukraine «Kirche in Not (ACN)» (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Ordensschwestern in der Ukraine «Kirche in Not (ACN)» (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Der römisch-katholische Bischof von Odessa, Stanislaw Szyrokoradiuk (Ukraine) und Lucia Wicki-Rensch von «Kirche in Not (ACN)» anlässlich einer Projektreise in die Ukraine im Jahr 2016. (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)

Das Leid der Menschen in der Ukraine: Zeugnisse in Flims Waldhaus

Lucia Wicki-Rensch, verantwortlich bei «Kirche in Not (ACN)» für die italienische Schweiz, legte am Wochenende des 28.05. (18.00h) und Sonntag 29.05. (10.00h) in den Gottesdiensten Zeugnisse über die Ukraine ab. Sie selbst bereiste die Ukraine im Rahmen einer Projektreise im Jahr 2016 und konnte sich damals schon ein Bild machen über die von Russland okkupierten Ost-Gebiete und die annektierte Krim. Seit dem 24.02.2022 herrscht offener Krieg. Lucia Wicki-Rensch informierte, wie das Hilfswerk der Kirche in der Ukraine in dieser schwierigen Zeit beisteht.

Die kontemplativen Benediktinerinnen des Klosters Solonka in der Ukraine, in der Nähe von Lviv (Lemberg), die bisher an Stille und Einsamkeit gewöhnt waren, haben die Türen ihres Klosters und ihrer Klausur  geöffnet, um vom Krieg betroffene Menschen aufzunehmen. Seit Ende Februar 2022 haben sie Hunderte von bedürftigen Familien untergebracht.

Der Kriegsbeginn war ein Schock
„In den ersten Wochen des Krieges gab es viel Bewegung in unserem Kloster. Menschen aus verschiedenen Städten der Ukraine, z.B. aus Charkiw, Saporischschja, Kiew, Boryspil, Irpin, Schytomyr, Tschernobyl, Odessa, Horliwka, Slowjansk, Donezk und Luhansk kamen in das Kloster. Es waren Frauen mit Kindern, die in Begleitung ihrer Männer hier einen Zwischenhalt einlegten. Die Männer halfen ihren Familien, ins Ausland zu kommen, und dann kehrten sie zurück, um die Heimat zu verteidigen“, erklärt Schwester Klara.
Bis heute sind schätzungsweise gut 500 Menschen in das Kloster gekommen. „Jetzt nimmt das Kloster vor allem diejenigen auf, die nicht ins Ausland gehen wollen. Darunter sind auch solche, die nirgendwohin zurückkehren können. Zurzeit haben wir im Kloster 75 Personen, darunter auch die Schwestern unserer Gemeinschaft in Schytomyr“, sagt die Schwester.
Denn die Benediktinerinnen des Klosters in der Stadt Schytomyr mussten schliesslich aus ihrem Kloster evakuiert werden, nachdem sie tagelang in den Luftschutzkellern der Kathedrale geschlafen hatten, weil die Gefahr bestand, dass ihr Kloster bombardiert würde.

Kinderzimmer im Kloster
Um den Menschen zu helfen, diese schwierigen und traumatischen Momente zu überwinden, beteiligen sich die Schwestern alle an der Hausarbeit und gegenseitigen Diensten, etwa der Reinigung des Klosters, Arbeit in der Küche und im Refektorium. Eines der Zimmer wurde zu einem Spielzimmer für Kinder umfunktioniert, denn im Kloster gibt es 20 Kinder.
Roman und Anna sind mit ihrem siebenjährigen Sohn und dem einmonatigen Baby eine der Familien, die in Solonka Zuflucht gefunden haben. Sie stammen aus Charkiw. In der Stadt harrten sie nach Kriegsbeginn zehn oder elf Tage aus. Dann aber verschlechterte sich die Lage, und sie beschlossen, die Stadt zu verlassen. Ihre bereits gepackten Koffer standen auf dem Flur, als eine Rakete in das Haus einschlug. „Das Haus begann zu brennen. Alle Fensterscheiben wurden herausgesprengt“, so Roman gegenüber «Kirche in Not (ACN)». Sie dachten, sie könnten nicht mehr herauskommen, weil das Haus mit schwarzem Rauch gefüllt war. Die Rakete hatte auch das Nachbarhaus getroffen, und es noch schwerer beschädigt. Auf der Straße rannten alle durcheinander, um sich so weit wie möglich vom Haus zu entfernen, da die Gefahr eines Gasaustritts bestand. Sie nahmen die Kinder und das Gepäck und machten sich zu Fuß auf den Weg. Schließlich hielten sie ein Auto an, das sie zum Haus der Mutter eines Freundes brachte. „Auch dort gab es jedoch Beschuss, vor allem nachts. Es war schrecklich. Wir konnten nachts nicht schlafen, und die Kinder waren sehr aufgeregt“, erinnert sich Roman.

Menschen finden in der Krise näher zu Gott
Die Schwestern sind aus dem Schweigen der Klausur herausgekommen, aber sie sind überzeugt, dass es das ist, was Gott in dieser Zeit von ihnen verlangt: „So liest unsere Gemeinschaft von Schwestern und Brüdern die Zeichen der Zeit, und so sieht unser Dienst jetzt aus.“
Ihr Dienst der uneigennützigen Aufnahme bringt viele Menschen näher zu Gott: „Die meisten Flüchtlinge sind nicht gläubig, aber manchmal kommen sie, um zu beten“, sagt Schwester Klara. „Am Fest Mariä Verkündigung fand in unserer Kirche die Hochzeit eines älteren Paares aus Schytomyr statt. Ein weiteres junges Paar aus Charkiw bereitet sich auf den Empfang der Sakramente der Versöhnung und der Ehe sowie auf die Taufe ihres Kindes vor. Mehrere Personen gingen zum ersten Mal zur Beichte“
Abschliessend macht sie aber deutlich, dass trotz der Arbeit und ihres Engagements die Gebetszeiten die tragende Säule ihres Lebens bleiben: „Allerdings setzen wir den Rhythmus unseres Lebens im gemeinsamen Gebet und im Stundengebet fort. Wir haben nun zusätzliche Stunden der Anbetung der Heiligen Eucharistie eingerichtet, möge der Herr in allen Dingen verherrlicht werden“.

Lucia Wicki-Rensch wird im Anschluss an die Gottesdienste in Flims die Ausstellung für "Verfolgte Christen weltweit" eröffnen. Bitte reservieren Sie sich diese Zeit, da es sich um eine interessante und informative Ausstellung zu unseren Brüdern und Schwestern in Not handelt.