Skip to navigation (Press Enter) Skip to main content (Press Enter)
  • Gottesdienst mit Pater Georges Aboud (sitzend) in Basel (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Gottesdienst mit Pater Georges Aboud (links) in Basel (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Gottesdienst mit Pater Benedikt Locher (Mitte) und Pater Georges Aboud (rechts) in Basel (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Die Kirche St. Marien in roter Farbe erleuchtet (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)

Stadt Basel: Rot beleuchtete Kirche - Mahnmal an das Blut der Märtyrer

Seit einigen Jahren organisiert das weltweit tätige Hilfswerk “Kirche in Not (ACN)” jeweils im Herbst in vielen Ländern Aktionstage in Erinnerung an die Diskriminierung und Verfolgung von Christen. In einigen Ländern kennt man die “Roten Wochenenden”, zu welchen als Mahnmal Kathedralen, Kirchen sowie andere öffentiche Gebäude, in rotes Licht getaucht werden um ein sichtbares Zeichen der Solidarität zu setzen. Am Wochenende des 21./22. Novembers erinnerte die rot beleuchtete Basler St. Marien-Kirche an das blutige Schicksal der weltweit leidenden Christen.

In Zusammenarbeit mit der Basler Pfarrei wurde durch das Hilfswerk “Kirche in Not (ACN)” erstmals in der Schweiz ein “Red Weekend” (Rotes Wochenende) durchgeführt. Es war ein eindringliches Bild, das sich der Basler Bevölkerung an der Holbeinstrasse präsentierte. Der Pastoralraumleitung unter Pfarrer Stefan Kemmler war es vergönnt, den syrischen Pater Georges Aboud als Hauptgast des eindrücklichen Wochenendes am Rheinknie zu begrüssen. Der Gast informierte stellvertretend für alle verfolgten Christen über die aktuelle Lage, weltweit und besonders im Nahen Osten. Zufolge Corona-Vorschriften fanden mehrere Gottesdienste statt, damit möglichst viele interessierte Gläubige sich direkt orientieren lassen konnten.

Kirche in Not als Anwältin der Rechtlosen
Für das Hilfswerk “Kirche in Not (ACN)” begrüsste dessen Informationsbeauftragte Lucia Wicki-Rensch die Gläubigen und den syrischen Ehrengast. “Stellen sie sich vor, sie leben in einem Staat, wo sie keine Chance auf eine öffentliche Anstellung haben weil sie Christ sind, oder ihr Geschäft wird überfallen und ihr Haus angezündet weil sie christlich getauft sind”. “Stellen sie sich vor, so die Vertreterin des Hilfswerks weiter”, ihre Frau wird entführt, ihr Auto demoliert und die Kirche ihrer Gemeinschaft abgefackelt weil sie Jesus anbeten.” So verwies Lucia Wicki-Rensch eindrücklich auf das Los von rund 200 Millionen Christen, die weltweit ihres Glaubens wegen zu leiden haben. Das aktuelle Wochenende gilt der Solidarität mit diesen Christen, die nicht zum Schwert greifen sondern die Feindesliebe leben und zur Wertschätung des anderen aufrufen.
Diese Wertschätzung lebt der syrische Pater Georges Aboud vor, der während Jahren Vieles von dem erlebt hat, was vorgängig geschildert ist. Der syrische Geistliche kennt das Schicksal der verfolgten und bedrängten Christen aus eigener Erfahrung, stand er doch während mehr als zehn Jahren einer grossen Pfarrei in der syrischen Metropole Damaskus vor. Er betreute dort Direktbetroffene von den Kriegswirren und lebte selber unter Lebensgefahr. Ein Raketenanschlag auf das von ihm bewohnte Pfarrhaus überlebte er nur dank Ortsabwesenheit zum fraglichen Zeitpunkt.

Ordensmann aus Damaskus – eigene Erfahrungen
In seiner Predigt trat Pater Aboud auf die Sorgen in seiner syrischen Heimat und des Nahen Ostens ein. Die wirtschaftlichen und sozialen Probleme sind als Kriegsfolgen allgegenwärtig und werden durch die Corona-Pandemie, noch dramatisch verschlimmert. Soziale Probleme, wie Armut und Arbeitslosigkeit, sowie eine starke Inflation mit dauernder Preiserhöhung der lebensnotwendigen Güter, führen immer mehr Menschen in fast ausweglose Situationen. Die Löhne für die Erwerbstätigen befinden sich noch auf gleicher Höhe wie vor Jahren, weshalb sie massiv an Kaufkraft verloren haben. Die Spitäler sind für Viele nicht mehr bezahlbar. Zudem fehlen Medikamente. Mancherorts sind die Rohstoffe wie Oel und Gas zur Rarität geworden, oder es fehlt der Strom. Die Christen sind besonders benachteiligt. Die Zahl der in Syrien lebenden Christen ist seit Kriegsbeginn im Jahre 2011 von 10% auf rund 3.5% der Gesamtbevölkerung zurückgegangen. Viele befinden sich in Flüchtlingslagern und hoffen, eines Tages wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Sie wollen ihrer Heimat, dem christlichen Ursprungsland treu bleiben. Die von den USA verhängten Wirtschaftssanktionen betreffen die politischen Machthaber nicht, umso mehr jedoch die leidende Bevölkerung, unter ihr ganz besonders die Christen, die noch mehr mit Einschränkungen zu kämpfen haben.

 

Diskriminierung, Vertreibung, Ermordung
In zahlreichen Ländern, insbesondere in Afrika und Asien, aber auch in Lateinamerika, leiden Christen dauernd unter diesen Schreckensbegriffen, welche häufig mit Terror und Gewalt verbunden sind. Das Beispiel Syrien steht stellvertretend da für viele Nationen. Im Gedenken an Christen, die in jüngster Zeit zufolge ihres Glaubens ihr Leben verloren haben, wurden durch zwei Vertreterinnen von “Kirche in Not (ACN)” Kerzen angezündet.
Die Gläubigen gedachten einer siebenköpfigen christlichen Familie welche anfangs November in Aegypten während einer Busfahrt durch Dschihadisten ermordet wurde. Ei­nem 38-jährigen Priester und Kämpfer für die Rechte der Armen aus Venezuela, der beim versuchten Raub seines Fahrzeuges durch Kriminelle umgebracht wurde, galt weiteres Gedenken. Einem 15-jährigen Märtyrer aus Pakistan galt die Aufmerksamkeit durch eine weitere Kerze. Als einziger Christ seiner Schulklasse wurde der Jugendliche gezwungen, zum Islam zu konvertieren. Seine Weigerung führte zu gewaltsamer Verhaftung und brutalem Verhör, das zu seinem Tode führten. An Ostern des vergangenen Jahres erlitten während den Osterfeiern mehr als 250 Menschen auf Sri Lanka den Märtyrertod als auf zwei katholische Kirchen und ein weiteres christliches Gotteshaus Terroranschläge verübt wurden.
Die Kollekte der eindrücklichen Gedenkfeiern für die leidenden Christen wurde für das seit fünf Jahren laufende ökumenische Projekt “Ein Tropfen Milch” mehrerer Religionsgemein­schaften in Syrien eingezogen. In der stark in Kriegsmitleidenschaft gezogenen Stadt Aleppo leben 70% der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Jeden Monat wird an fast 3’000 Kinder Milch verteilt.
Die Gottesdienste in Basel wurden zu einem Mahnmal für die verfolgten Christen, deren Schicksal auch künftig niemandem gleichgültig sein darf.

Verfasser: Stefan Treier